Bericht 2010 für die CBM & Kindermissionswerk Aachen
über unsere Mitarbeit in der "Fundação Menino Jesus de Nazaré" in Cruzeiro do Sul sowie in Mâncio Lima, Rodrigues Alves und Guajará / Brasilien - Acre,
von Dr. med. Lothar Biskup
Cruzeiro do Sul, dia 14.06.2010
Dr. Biskup bei einer Untersuchung.
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Teilnehmer unseres diesjährigen Einsatzes in der Zeit vom 18.05. - 16.06.2010 waren:
- Dr. Lothar Biskup, Kinderarzt i.R. aus Neuss,
Kinderärztlich - kinderneurologische Untersuchungen (von neuen Patienten und Kontrolluntersuchungen), Therapiebewertung und neue Therapieplanung -- wie in jedem der veragngenen Jahre.
- Christian Steiger, Dipl. Logopäde aus Mannheim und München,
der Nina Heyd in ihrem Erziehungsurlaub hier vertritt.
Hr. Steiger mit einem kleinen Patienten.
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Zu den Personen :
a.) Ich selbst bin als Kinderarzt durch die jährlichen Arbeitseinsätze ja hinlänglich bekannt. Sprachlich gelang es diesmal wiederum ein bißchen leichter, alle gemeinsamen Hausbesuche ohne Dolmetscher zu bewältigen. Trotzdem ist wie jedesmal die Kommunikation mit den bestens vorbereiteten und so exzellent arbeitenden Coordenadores eine enorme und unverzichtbare Hilfe.
b.) Herr Steiger wird selbst aus seiner Sicht über seine Arbeit und die Situation hier berichten. zum Bericht...
Die Anzahl der derzeit im Projekt betreuten Kinder liegt bei ca. 220 Kindern, ist also durch Neuaufnahmen wieder angestiegen. Glücklichweise sind seit 1-2 Jahren zahlreiche Kinder mit Defiziten dauerhaft - und meist durchaus erfolgreich - in ihre zuständigen Schulen integriert worden!
Wie es sicht in den letzten Jahren bewährt hat, haben wir wieder unseren Einsatz durch die vorherige Übersendung unserer "Wunschlisten" vorgeplant. Die Coordenadores konnten dadurch einen für effektives Arbeiten sehr guten Einsatzplan vorbereiten. Das ist besonders wichtig wegen der recht großen Entfernungen von Haus zu Haus und wegen des notwendigen Einsatzes eines Fahrzeuges.
Die Versorgung durch Hausbesuche bietet trotz des erheblichen zeitlichen und Wege-Aufwandes viele Vorteile, wie schon früher ausgeführt! Dies gilt sowohl für unsere diagnostischen ärztlichen und logopädschen Untersuchungen wie natürlich auch für die regelmäßigen "therapeutischen Hausbesuche" der Orientadoras. Dieser Arbeitsansatz sollte also unbedingt beibehalten werden. Wir lernen so die Situation der Kinder im individuellen Umfeld gut kennen und auch die Orientadora kann sich dadurch besonders gut auf die Gegebenheiten einstellen, manchen guten zusätzlichen Rat geben und die ganze Familie In die Therapie einbeziehen.
Bei unseren jetzigen gemeinsamen Hausbesuchen konnte ich so wiederum die aktuelle Entwicklung der Kinder bewerten, der Therapeutin somit auch die erforderliche Rückmeldung und Würdigung ihrer Arbeit geben und ferner das weitere Vorgehen für die nächaten Monate festlegen.
Diesesmal sind wir so vorgegangen, dass Christian Steiger - bei seinem ja erstmaligen Einsatz hier - alle Hausbesuche mitgemacht hat. In vielen Fällen konnte er dabei unmittelbar als Logopäde die Kinder wegen ihrer oft schwer beeinträchtigten Mund- und Zungenfunktion gesondert befunden und auch sofort hilfreiche und förderliche, zusätzliche spezielle Behandlungsschritte zeigen und lehren.
Auch in diesem Jahr konnten wir wieder eine Menge ausgewähltes Terapiematerial mitbrigen und dem Team zur Verfügung stellen.
Kurz vor Abschluß des diesjährigen Einsatzes haben wir beide zusammen eine ausgiebige Fortbildung für alle Mitarbeiter des Projektes druchgeführt mit dem Schwerpunkttemen: Mund- und Zungenmotorik, Schluckstörungen, Sprachanbahnung (detaillierte fachmännische Angaben dazu wird Christian Steiger gesondert darstellen).
Ein paar Zahlen zu unseren Untersuchungen im Mai - Juni 2010
Verlaufskontrollen und Neuzugänge:
In Cruzeiro do Sul: 52 (in 2009: 53)
In Mâncio Lima: 21 (in 2009: 29)
In Rodrigues Alves: 13 (in 2009: 19)
In Guajará: 30 (in 2009: 36)
Zusammen: 116 behinderte Kinder
Ein Wunder: Der Junge kann jetzt wieder hören und auch sehen! Die großzügige Spende von Hörgerätebügel der Firma GN ReSound aus Münster machte dies u.a. möglich.
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Zu den Behinderungen: im Vergleich zu meiner Kommentaren der letzten Jahre haben sich keine grundsätzlichen Änderungen ergeben.
In einzelnen schwierigen Fällen bestehen aber noch ganz erhebliche diagnostische Probleme der Abklärung, die selbst bei uns in Deutschland oft langwierig, teuer und nicht immer absolut eindeutig gelingt.
In einem Falle konnten wir einen größeren Jungen (mit seit Geburt fehlenden Gehörgängen) mit einer "Hörbrille" versorgen, wobei der Schall über "Knochenleitung" auf die "Warzenfortsätze" hinter den Ohren übertragen wird: sehr erfolgreich für ihn! Die "Hörgeräte-Bügel" - im Wert von ca. je 1.200 EUR! - wurden uns großzügig von der Herstellerfirma GN ReSound in Münster geschenkt. Für dieses vorbildliche Engagement sei auch hier noch ganz besonders gedankt!
Ein anderer Junge mit epileptischen, nicht beherrschbaren Sturzanfällen, - auch auf Grund einer bedeutenden Sachspende - mit einem bestens gepolsterten, schützenden ledernen Sturzhelm versorgt werden, nachdem er sich vorher über Jahre mit einem alten, inzwischen fast polsterlosen und nicht paßgerechten Motorradhelm begnügen bzw. herumquälen mußte.
Sehr erfreulich ist für uns, berichten zu können, dass eine stattliche Zahl Kindern, die durch diverse Fußfehlbildungen gehbehindert geboren wurden, inzwischen durch den tüchtigen ortsansässigen (kinder-) ortopädischen Chirurgen erolgreich korrigiert werden konnten. Die unumgängliche Anschlußbehandlung haben unsere Physiotherapeuten beeindruckend gut durchgeführt.
Ein besonders "Problem" bleibt aber von Fall zu Fall, wenn doch immer wieder einmal Eltern aus für uns kaum verständlicher diffuser Angst (einmal wurde sogar ein Gelübde gegenüber einem Heiligen angeführt, "das arme Kind nie operieren zu lassen"!) sinnvolle verbessernde Operationen verweigern: z. B. Operationen bei schwerer Spastik, Klumpfuß-Operationen oder die Operation einer Lippen–Kiefer–Gaumen–Spalte. - Wir werden uns also weiter intensiv dieser Problematik annehmen müssen, leider nicht immer erfolgreich!
Zusammenfassende Bewertung des Besuches im Frühjahr 2010:
1.) Regelmäßig wird im Projekt weiterhin mit allen auch in Deutschland bekannten Therapiemethoden gearbeitet. Die Besuch eines (einer) Ergotherapeuten - zuletzt und nur einmalig 2004! - wäre aber sehr wichtig.
2.) Bei sehr vielen Kindern, die schon seit längerem betreuten wurden, fanden wir wiederum eindeutige Verbesserungen verschiedenen Ausmaßes. Die Dankbarkeit der Familien und das Glück dieser Kinder auch über kleine Fortschritte sind wohl verständlich.
3.) Mit großer Dankbarkeit können wir - fast schon selbstverständlich - wieder das Engagement, die Motivation, die Empathie und Einsatzfreude der brasilianischen Mitarbeiter hervorheben und auch die guten fachlichen Weiterentwicklungen betonen: Wir beobachten weiterhin eine zunehmende fachliche Sicherheit und Selbstständigkeit praktisch aller Mitarbeiter für zielstrebiges Handeln und eine erfreuliche Professionalität . Von diesen Leistungen und dem Ideenreichtum für die Weiterentwicklung der individuellen Therapieschritte ist auch Christian Steiger sehr beeindruckt.
4.) Zusätzlich zur Physiotherapie werden auch weiterhin möglichst häufige und regelmäßige Fortbildungen für die Orientadoras in allen Therapiemethoden der Heilpädagogik, der Ergotherapie und auch der Logopädie notwendig sein, um den Wissensstand zu halten bzw. weiter zu steigern. Dies haben wir auch dieses Mal mit dem aktuellen Schwerpunktthema realisiert. Alle Mitarbeiter haben vollzählig und gut motiviert teilgenommen.
Zum Schluss möchten wir uns wieder ganz herzlich bei Pater Douteil, dem bisherigen Präsidenten der Stiftung (deren Vorsitz jetzt gerade an Valderi Souza übertragen wurde) sowie bei jedem einzelnen Mitarbeiter des Teams bedanken für die wie immer so ausgezeichnete Zusammenarbeit in diesen kurzen schönen Wochen im Acre, in der Hoffnung, dass es im nächsten Jahr wieder eine Fortsetzung gibt!
Unser gemeisames 'Projekt Menino Jesus de Nazaré' als Ganzes hat sich ebenso wie jeder Einzelne in der Stiftung erfreulich positiv weiterentwickelt. So wünsche ich heute zum Abschluß wieder allen Projektmitarbeitern viel Erfolg und Gottes Segen bei der so wichtigen und lohnenden Arbeit mit unseren behinderten Kindern.
Dr. med. Lothar Biskup
Neuss, den 15. Juni 2010
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