P. Herbert Douteil CSSp
Jesus-Schriftzug am Flussufer
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Eine schwarze, aber glänzende Zukunft
Cruzeiro do Sul, den 19. Dezember 2016

Eine schwarze, aber glänzende Zukunft - so könnte man die Situation unserer Spiritanergruppe am Alto Juruá charakterisieren. Wir hatten am 1. Dezember unsere Distriktsversammlung – warfen einen Rückblick auf die Vergangenheit, die einen wirklich stolz machen kann. Denn in den jetzt 118 Jahren unseres hiesigen Wirkens haben die Spiritaner wirklich einen Aufbau geleistet, der sich sehen lassen kann: Alle Pfarreien wurden von uns gegründet, überall die notwendigen Strukturen mit Kirchen, Pfarrhäusern und Zentren geschaffen. Unsere Bischöfe bauten mit Hilfe der Heimat und der hiesigen Helfer die Kathedrale, das Lepraheim, das Kinderheim, das Altenheim, das Kleine und Große Seminar, das Zentrum für die geistliche Ausbildung, das Radio. Wir Spiritaner halfen bei der Ausbildung des einheimischen Klerus, der jetzt bis auf zwei Pfarreien alle anderen der Diözese übernommen haben.

Der Blick auf die Gegenwart ist im wahrsten, aber keinesfalls negativen Sinne „schwarz“. Denn unsere fünf jungen afrikanischen Mitbrüder bilden das Rückgrat unserer Arbeit in den beiden verbleibenden Pfarreien in Cruzeiro do Sul (Aparecida) und in Tarauacá. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren. Einer ist Distriktsoberer und Pfarrer, ein anderer wird ab Januar Pfarrer von Tarauacá, die anderen sind in ihrer ersten missionarischen Bestimmung. Um genau zu sein: der Fünfte wurde vor wenigen Tagen zum Priester geweiht, hat sein Visum für Brasilien erhalten und wird Anfang Januar hier erwartet.

Distriktsversammlung  vom 1.12.2016: <br>kniend: Sebastião  Bonjour, Dom Mosé, Afonso Púcuta Barros<br>stehend von links nach rechts: Irmão Luíz Lima, Br. Albert Arns, Christopher Kayembe, Inácio Sangueve Pacheco, Carlos-Henrique Schader, Herbert<br>In Ferien sind Pe. Silvestre, Pe. Joachim Seifert, auf seinem Außenposten Pe. Pedro Bermes

Wir restlichen Deutschen, die alten Kämpfer mit einem Lebensaltersdurchschnitt von 85 Jahren, schmelzen zahlenmäßig zusammen:

  • Der 91-jährige Altbischof Herbst hat Alzheimer im höchsten Stadium.
  • Pe. Pedro Bermes (82) ist noch alleine in seinem Außenposten Jordão, wird aber nach Cruzeiro do Sul versetzt werden.
  • Pe. Carlos-Henrique Schader wird nach seinem 80. Geburtstag nach 52 Jahren Missionsarbeit nach Deutschland zurückkehren.
  • Anfang Januar kommt Pe. Joachim Seifert (78) von seinen Ferien und seiner Krankenbehandlung aus Deutschland zurück.
  • Ich, Pe. Herbert Douteil (81), bin noch tätig in der Seelsorge in drei Kapellen- und zwei Schwesterngemeinden und in der geistlichen Begleitung der jungen Geistlichen Gemeinschaft Shalom, dazu mit einer täglichen Sendezeit von einer Stunde, aufgeteilt in drei Programmen, im Radio.
  • Bruder Albert Arns (73) ist unser Ökonom und Alleskönner in jeder Beziehung und 15. Nothelfer bei den Schwesternhäusern.
  • Dann haben wir noch unseren Bruder Luiz Lima (56), ausgebildeten Psychologen und Psychotherapeuten.
  • Wir haben einen Bruderaspiranten, André Ribeiro Batista (44), der in der kirchlichen Indioseelsorge CIMI tätig ist und sich auf den Eintritt in den Orden vorbereitet.
  • Unser Diözesanbischof Dom Mosé João Pontelo (74) ist ebenfalls Spiritaner, der sich allerdings auf seine Pensionierung im nächsten Jahr freut, wenn er mit 75 Jahren die Altersgrenze für Bischöfe erreicht hat.
  • Der bisherige Pfarrer von Tarauacá, Pe. Sebastião Bonjour (57), kehrt Anfang Januar in seine brasilianische Heimatprovinz zurück und wird ein Wallfahrtszentrum in Salete, Santa Catarina, übernehmen.
Kurs zur Weihnachtsvorbereitung von Müttern durch das 
Jesuskind in Guajará
Kurs zur Weihnachtsvorbereitung von Müttern durch das 
Jesuskind in Guajará

Der Blick in die Zukunft ist ermutigend:

  • Denn wir haben neben den fünf afrikanischen Mitbrüdern, die ihre Pfarreien jetzt in überschaubare missionarische Gebiete aufteilen und intensiver betreuen wollen, die Laienspiritaner – eine sehr rührige und lebendige Gruppe von knapp 15 Männern und 5 Frauen, die im Geiste unserer Gründer unser Charisma in ihrer Familie und in ihren Berufen vorbildhaft leben.
  • Ein Werk im Geiste unserer Gründer ist die Stiftung des "Jesuskindes von Nazareth" mit augenblicklich 135 betreuten behinderten Kindern und ihren Familien.
  • Dazu im selben spiritanischen Geist den "Hof der Hoffnung" in Mâncio Lima mit männlichen Drogenabhängigen, die sich von ihrem Laster langsam zu lösen suchen. In Planung und Vorbereitung ist ein "Hof der Hoffnung" für Frauen, der der heiligen Maria Magdalena geweiht und in unserem bisherigen Kleinen Seminar, für das wir keine Aspiranten und vor allem keine Ausbilder haben, untergebracht werden soll und wodurch das Haus und das Grundstück eine neue, sinnvolle Bestimmung erhalten sollen.
Bauernhof der Hoffnung: An einer Messfeier nahmen ebenfalls teil ein Professor und eine Professorin sowie zwei Studentinnen, die eine Untersuchung bzgl. der Wirtschaftlichkeit unseres Waldstückes zur Fabrikation von Besen machten. (alle 4 links vorne)
Bauernhof der Hoffnung: Vorbereitung der Sporthalle (30x40m)
Bauernhof der Hoffnung: Vorbereitung der Sporthalle (30x40m)

Zum Abschluss dieses Überblickes ein Erlebnis von vorgestern, dem 16.12.: Die Mitglieder und mit ihnen verbundene Jugendliche der Gemeinschaft Shalom führten im großen Theater der Stadt ein Musical zur Weihnachtsgeschichte auf. Die Musik stammte aus dem Nordosten Brasiliens, wo die Gruppe in Fortaleza ihr Mutterhaus hat. Die hiesigen Mitglieder haben sehr gut geprobt, bis alle Bewegungen auf der Bühne genau synchronisiert waren; doch das Bemerkenswerte war die Bitte der Mitwirkenden, die am Morgen alle gebeichtet haben – „Es soll nicht nur ein äußeres Spektakel werden, sondern uns selbst innerlich verändern!“

In diesen Tagen wird der emeritierte Papst Benedikt XVI. sein dreibändiges Widmungsexemplar meiner Edition der Übersetzung des Rationale des Durandus erhalten. Es ist pünktlich zum 720. Todestag des Verfassers (+ 1.11.1296) am 1.11.2016 mit insgesamt 1750 Seiten als 107. Band in der Reihe "Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen" im Verlag Aschendorff erschienen. 2012 hatte der Papst die Widmung angenommen und seinen päpstlichen Segen gesandt, mit dem mein Mitherausgeber Dr. Suntrup und ich arbeiteten – nun darf er sich mit uns über die Verwirklichung dieses Traumes freuen!
mehr Infos zur Edition...

Im nächsten Jahr zu Pfingsten werden wir das Jubiläum der 100-jährigen ständigen Präsenz der Spiritaner begehen. Dazu bereiten wir die portugiesische Ausgabe des Buches von P. Fritz Siegers „Missionar am Amazonas“ vor, das inzwischen im Kühlen-Verlag erschienen ist. Er war so lange hier tätig und schuf ein bleibendes Werk, das er in seiner so persönlichen Sprache so glänzend schildert – sein Beispiel soll uns aufmuntern, nie den Mut zu verlieren, sondern auch in den schwierigsten Situationen weiterzumachen, damit wir einmal den ewigen Siegeskranz erlangen können!

weitere Infos zum Buch von P. Sieger...