Zum Tod von Bischof Heinrich Rüth

In Memoria Dom Henrique Rüth, Brasilien, Cruzeiro do Sul, Acre.


P. Herbert Douteil CSSp
Beerdignugn von Bischof Heinrich Rüth
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

In Memoria Dom Henrique Rüth
27.10.2006


Bischof Rüth an seinem 93. Geburtstag, 4.1.2006
Bischof Heinrich Rüth – Dom Henrique, wie ihn die Menschen in der Diözese von Cruzeiro do Sul, die ihn wie einen geistigen Vater verehrten, nannten - wurde am 4. Januar 1913 in Essen-Steele als Sohn des Postangestellten Josef Rüth und seiner Frau Margarethe geboren, besuchte dort die Volks- und die Höhere Schule. Er legte seine ersten Gelübde am 13. April 1935 in Heimbach ab und machte seine höheren seminaristischen Studien in Knechtsteden. Dort wurde er auch wegen des ausgebrochenen zweiten Weltkrieges am 5. November 1939 vorzeitig zum Priester geweiht. Bald wurde er zum Dienst in die Wehrmacht eingezogen, diente als Sanitätssoldat an der Ostfront und geriet in Gefangenschaft.

Recht bald wurde er in die Freiheit entlassen und ging in unser Haus nach Donaueschingen, wo er als Lehrer für Deutsch und alte Sprachen tätig war.

Bei der ersten, sich ihm bietenden Gelegenheit wurde er für die Arbeit in Brasilien bestimmt, reiste aus und wurde gleich in die Pfarrei von Humaitá, jetzt Porto Valter, versetzt. Diese damals ca. 8.000 Seelen zählende Gemeinde hatte P. Alois Vorstheim während des ganzen Krieges alleine betreut. Nun war er krank geworden und musste 1951 nach Deutschland zurückkehren. Als Kaplan erhielt Padre Henrique 1952 Ludwig Herbst, der wie er zu Fuß oder mit dem Ruderboot unendlich viele Seelsorgereisen zu den Gummischneidern und Indios ins unendlich scheinende Urwaldinnere unternahm und sein Nachfolger wurde, als er selbst 1964 zum Obern des Distriktes vom Alto Juruá ernannt worden war.


Die Beerdigung erfolgte unter großer Anteilnahme der Bevölkerung.
1966 wurde Heinrich Rüth vom Heiligen Stuhl Dom José Hascher als Coadjutor mit dem Recht der Nachfolge für die Prälatur vom Alto Juruá ernannt und in Essen am 2. Oktober 1966 von den Bischöfen Hengsbach, Angerhausen und Kelleter CSSp. zum Bischof geweiht. Als Dom José am 2. Februar 1967 resignierte, übernahm Dom Henrique die alleinige Verantwortung für die Prälatur, die mit mehr als 125.000 km² riesig, aber mit damals ca. 150.000 Menschen nur dünn besiedelt war. Mit einer Energie sonder gleichen verwandelte er Cruzeiro do Sul in ein blühendes soziales und religiöses Zentrum, sorgte sich um die Ausbildung von LehrerInnen und Katechisten, mühte sich um Ordensleute - Kapuzinerpatres, Maristenschulbrüder, die Schwestern der Göttlichen Vorsehung, Unserer Lieben Frau, die Franziskanerinnen aus Thuine bzw. Alton und Independence -, Patres, Brüder und Schwestern, die er aus Deutschland, Südbrasilien, den USA und Italien erhielt, baute ihnen Ordenshäuser zur Ausbildung des erhofften einheimischen Nachwuchses, errichtete Schulen und eine Leprosenstation, welche ein Modell für andere wurde und die wesentlich daran Anteil hatte, dass die Lepra, welche einmal fast ein Drittel der Bevölkerung befallen hatte, im Laufe der Zeit besiegt und ausgerottet wurde.


Einsegung durch Dom Mosé
Er setzte alle Mittel ein, auch ein Kleines und später ein Großes Seminar für die Ausbildung eines einheimischen Klerus aufzubauen. Er vollendete den von Dom José Hascher begonnenen Bau der Kathedrale von Cruzeiro do Sul, erbaute ein Altenheim und den errichtete den Radio- und Fernsehsender "Verdes Florestas", um auch die im unendlichen Urwald am entferntesten lebenden Glieder seiner Herde zu erreichen. Dieser Sender wurde auch ein starkes Mittel, die Gummischneider über ihre Rechte zu unterrichten und ihnen und ihrer Gewerkschaft im Kampf gegen die Gummibarone zu helfen.

Sein HauptaugenmerkHau galt trotz der ausgedehnten Bautätigkeit aber stets der Seelsorge – deshalb machte er auch als Bischof jährlich eine oder zwei Seelsorgereisen zu den entlang der Flüsse im Landesinnern wohnenden Menschen und ruhte auch nicht, ehe er nicht zur Verstärkung ihrer Betreuung auch Fidei-Donum-Priester aus den Diözesen Fulda, Köln und Freiburg erlangt hatte. Ebenso wenig scheute er keine Mühe, seine Freunde und Wohltäter in der Heimat mit seinen unzähligen, meist von Hand in einem fesselnden Stil geschriebenen Briefen zu informieren, die als Taschenbücher vom "Schrei", dem "Leben", dem "Feuer" und der "Hoffnung aus und in der Grünen Hölle" ediert wurden, sehr viele begeisterte Leser fanden und den Missionsgedanken in weite Kreise trugen.


Dom Henrique noch einmal in Amt und Würden – als Foto vor der Brüstung mit dem Sarg: Sic transit gloria mundi!
Als er zwanzig Jahre lang die Prälatur geleitet hatte und alle strukturellen und materiellen Voraussetzungen geschaffen waren, verwandelte der Heilige Stuhl am 25. Juni 1987 diese auf seine Bitte hin in die Diözese "Cruzeiro do Sul" und ernannte Dom Henrique zu ihrem ersten Bischof. Am 7. Dezember 1988 trat Dom Henrique, der inzwischen 75 Jahre alt geworden war, von seinem Amt und seinen Verantwortlichkeiten als Diözesanbischof zurück und übergab den Hirtenstab Dom Luís Herbst, der seit 1967 sein Generalvikar und von seiner Weihe am 11. November 1979 ab sein Weihbischof und Coadjutor mit dem Recht der Nachfolge gewesen war.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Dom Henrique zurückgezogen und von Osmarino, seinem früheren Sakristan und Motoristen auf so vielen Seelsorgereisen, sowie von den Thuiner Franziskanerinnen liebevoll betreut in einem kleinen, im Grünen liegenden Haus neben dem Waisenhaus von Cruzeiro do Sul, das er einmal für die von ihm so heiß geliebten Kinder der Aussätzigen ausgebaut und mit aller nur denkbaren Fürsorge begleitet hatte.

Am Montag, den 23.10.2006, gegen 17:10, verstarb Dom Henrique ruhig in seiner Privatwohnung. Seine Beerdigung in der Kathedrale Unser Lieben Frau von der Herrlichkeit in Cruzeiro do Sul erfolgte am folgenden Tag um 18:00 unter größter Beteiligung der Bevölkerung. An diesem Tag kam auch die Ernennung Dom Henriques zum Ehrenbürger des Bundeslandes Acre an – "sic transit gloria mundi"!

In memoriam + Dom Henrique Rüth
Cruzeiro do Sul, 25/10/2006


Dom Henrique Rüth, CSSp.
(* 04/01/913 Essen, ord.sac. 05/09/1939 Knechtsteden, e.: 22/06/2966 Cruzeiro do Sul; o: 02/10/1966 Essen, r: 07/12/1988 ent. 24/10/2006 Cruzeiro do Sul)

Requiescat in pace santa!

Pe. Herbert Douteil, CSSp.