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P. Herbert Douteil CSSp

Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Sprachtherapie für die Kinder unseres Projekts
03.06.2007

Die Kinderkrankenschwester und Logopädin Nina Heyd hat von Oktober 2006 bis April 2007 im Projekt "Jesuskind von Nazareth" wertvolle Arbeit geleistet. Über diese Arbeit hat sie für die Christoffel-Blindenmission (CBM) folgenden Bericht verfasst.


Eduarda pustet Seifenblasen zur Kraeftigung der Lippenmuskulatur.
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Heute möchte ich ihnen über meine Arbeit beim Projeto Menino Jesus in Cruzeiro do Sul/ Acre in Brasilien berichten, wie es dazu kam und wie meine Arbeit im dortigen Projekt aussah.

Zu meiner Person: Ich heiße Nina Heyd, bin 28 Jahre alt, Kinderkrankenschwester und habe im September 2006 meine Ausbildung zur Logopädin in Heidelberg abgeschlossen.
Die Idee, im Ausland zu arbeiten, entwickelte sich im letzten Jahr meiner schulischen Ausbildung, und bei der Suche nach einem passenden Projekt, stieß ich auf Herbert Douteils Internetseite über sein Leben und seine Arbeit in Brasilien.
Ich schrieb ihn an und bekam recht schnell eine positive Rückmeldung und eine Zusage, dort mitwirken zu können.
Vorbereitend auf meinen Brasilienaufenthalt traf ich mich in Neuß mit dem Kinderarzt Dr. Lothar Biskup und seiner Frau Monika, die mich über das Projekt und die Arbeit informierten und mir viele Bilder und Filme zeigten, was mir bereits einen guten Einblick gab und mir die Vorstellung meiner dortigen Tätigkeit erleichterte.


Die Orientadoras lernen bei der Fortbildung eine Methode zur Stimulation der Gesichtsmuskulatur.
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Im Oktober 2006 ging es los nach Cruzeiro do Sul, wo ich die ersten 4 Wochen die Möglichkeit hatte, Lothar Biskup bei seinen Untersuchungen zu begleiten, mir einen Eindruck von den Kindern zu verschaffen und bereits selbst einige Untersuchungen durchzuführen.

Ich sah Kinder mit folgenden Störungsbildern:

  • myofunktionelle Störungen
  • Schluckstörungen
  • Sprachentwicklungsbehinderungen
  • Lautfehlbildungen
  • Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (ohne operativen Verschluss)
  • dysarthrischen Störungen durch cerebrale Schädigungen
  • Stimmstörungen

Monika Biskup und ich hielten außerdem Fortbildungen für die Orientadoras ab, was den Frauen einen Einblick in die heilpädagogische und logopädische Arbeit ermöglichen sollte und wodurch sie eine Idee von meiner Arbeit, die von nun an Bestandteil des Projektes sein sollte, bekommen sollten.

Dank eines in Deutschland gemachten vorbereitenden Portugiesischkurses und der verständnisvollen Hilfe der Coordenadores gelang es mir recht schnell, mich dort auch sprachlich zurecht zu finden und den Mitarbeitern und Familien meine Arbeit näher zu bringen.


José und ich führen Uebungen durch, die zur Verbesserung der Koordination und Kräftigung der Zunge führt und somit eine korrekte Artikulation unterstützt.
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Innerhalb der Arbeit mit den Orientadoras lag der Schwerpunkt auf Übungen für den Muskelaufbau im orofazialen Bereich, das heißt Zunge-, Mund und Gesichtsmuskulatur, außerdem zeigte ich, wie man generell sprachlich stimulierend arbeiten kann und einen Grundwortschatz aufbaut.

Die Frauen waren sehr interessiert und hatten bereits von Anfang an gute eigene Ideen, viel Interesse an meiner Arbeit und zeigten viel Eigeninitiative.

Nach den ersten vier Wochen und der Abreise von Lothar und Monika Biskup begann ich, gezielt Kinder zu besuchen, die ich bereits vorher untersucht und von nun an 2Mal pro Woche therapieren wollte.

Leider war es wegen der großen Zahl und der Kürze meines anfänglich vorgesehenen Aufenthaltes zunächst nicht möglich, alle Kinder des Projektes zu besuchen, weswegen ich mich bei meinem ersten Aufenthalt auf Cruzeiro do Sul beschränkte.

Ich wurde bei meinen Besuchen der Kinder von den Familien sehr herzlich aufgenommen, und es bestand immer ein großes Interesse an und eine große Dankbarkeit für meine Tätigkeit. Einen Großteil meiner Arbeit machte, wie schon gesagt, der Muskelaufbau aus, da viele Kinder mit Behinderungen in diesem Bereich deutliche Schwächen zeigen, was zu einem immer offen stehenden Mund, vermehrtem Speicheln und Problemen beim Essen und Trinken, also bei der Nahrungsaufnahme, führt.

Außerdem arbeitete ich sprachstimulierend, um das Interesse an der Kommunikation zu wecken, den Kindern zu ermöglichen, einen Grundwortschatz zu erlangen, um basale Wünsche und Bedürfnisse äußern zu können.

Dies führt bald zu einer verbesserten Integration der Kinder in den Familien und zu einer wesentlich erleichterten Kommunikation.


Vor den aktiven Uebungen zur Staerkung der orofazialen Muskulatur, fuehre ich bei Bruna eine Gesichtsstimulation durch.
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Insgesamt arbeitete ich zweieinhalb Monate direkt mit meinen Patienten, wobei ich immer von den zugehörigen Orientadoras begleitet und unterstützt wurde.
Bisher hatten die Frauen, die immer in der Nähe ihrer zu betreuenden Kindern leben, physiotherapeutisch unter regelmäßiger Anleitung der vor Ort arbeitenden Physiotherapeutin gearbeitet.
Nun zeigte ich ihnen, wie ich vorging, erläuterte die Hintergründe der Übungen und leitete Mütter und Mitarbeiterinnen an, damit sie nach meiner Abreise die Arbeit fortführen konnten.

Wichtig ist diese Hilfe zur Selbsthilfe, um ein eigenständiges Arbeiten im Projekt zu ermöglichen.

Die Frauen verfolgten, wie erwähnt, mein Tun mit sehr großem Interesse und entwickelten schon nach kurzer Zeit ein sehr gutes Gefühl für die sprachtherapeutische Arbeit.
Es zeigte sich, dass die Logopädie gut umgesetzt werden konnte und die gemeinsame Arbeit und das gemeinsame Lernen viel Freude und vor allem Erfolg bereiteten und zeigten.

Ende Januar 2007 reiste ich nach 3,5 Monaten in Cruzeiro ab, kehrte aber noch mal für weitere 6 Wochen im März zurück, um erneut im Projekt - dieses mal mit dem Schwerpunkt Außenbezirke Mancio Lima, Rodrigues Alvez und Guajará - tätig zu werden.

Ich bin sehr dankbar für meine Erfahrungen und meine Zeit in Brasilien und der Arbeit im Projeto "Menino Jesus de Nazaré". Ich lernte dort, anders als ich es aus Deutschland kannte, Familien und Kinder kennen, die keinerlei Unterstützung vom Staat erhalten. Besonders die Sprachtherapie, die eben nicht nur die verbale Kommunikation, sondern auch basale Bedürfnisse wie die Nahrungsaufnahme beinhaltet, wird bisher völlig vernachlässigt, und es gibt keine staatliche Förderung.


Franciscos Lippen sind schon deutlich staerker geworden, er kann nun den Spatel alleine mit den Lippen halten, was er stolz zeigt. Das heisst, er erreicht einen Lippenschluss, was bei der Artikulation verschiedener Laute ( z.B. /m/ und /p/)grundlegend ist.
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Abschließend und gleichsam zusammenfassend möchte ich Ihnen kurz von einem kleinen Jungen berichten, den und dessen Familie ich kennen lernen und betreuen durfte:

Sein Name ist José, er lebt mit seinen Eltern und 5 weiteren Geschwistern in Mancio Lima und leidet seit Geburt an einer einseitigen Gaumenspalte. In Deutschland wird ein solches Störungsbild direkt am ersten Lebenstag mit einer Gaumenplatte zum Verschluss versorgt und nach ca. einem halben Jahr operativ verschlossen. Weiterhin werden die Patienten von einem professionellen Team, zu dem auch eine Logopädin, gehört einige Jahre betreut.

Josés Gaumenspalte war bei meinem ersten Besuch unverschlossen und der Junge unbehandelt.
Der Kinderarzt Dr. Lothar Biskup und ich waren der Meinung, dass dringend etwas getan werden musste, denn die Sprache des Kindes war kaum verständlich, und er äußerte sich sprachlich fast nicht und war sehr schüchtern, nur die Familie konnte einzelne Äußerungen Josés verstehen. Zudem hatte er durch die Verbindung vom Mund- zum Nasenraum große Probleme bei der Nahrungsaufnahme.

Anfang dieses Jahres leitete das Projekt Maßnahmen ein, sorgte dafür, dass er von einem Zahnarzt, der mit dem Projekt zusammenarbeitet, operiert wurde, so dass der Junge nun eine vorübergehende Verschlussplastik hat, mit der die Spalte verschlossen wird, dies führte bereits nach kurzer Zeit zu einer Verbesserung von Josés Lebensumständen.

Es zeigte sich eine deutliche Verbesserung beim Essen und Trinken, außerdem ist Josés sprachliche Situation sehr viel besser, er ist viel verständlicher und hat vor allem eine vorher nicht vorhandene große Sprechfreude entwickelt, die natürlich auch seiner geistigen Entwicklung zugute kommt.

Natürlich braucht der Junge trotzdem so bald wie mögliche eine operative Therapie und auch weiterhin logopädische Betreuung, aber grundlegend war es für mich, "toll" zu sehen, was in diesem speziellen Fall verändert werden konnte und wie man den einzelnen Familien auch durch relativ kleine Dinge helfen kann.

Daher bin ich sehr dankbar und froh, dass es das Projekt gibt, welches sich um diese Familien und Kinder kümmert, und ich freue mich, mich mit meiner Arbeit einbringen und wenigstens kleine Schritte in Bewegung bringen konnte.

Doch ist mir bewusst, daß auch meine Arbeit, die ich in diesen 6 Monaten dort verrichten konnte, lediglich ein Anfang ist und hoffentlich – vielleicht sogar mit meiner Hilfe und der Unterstützung vieler - weitergeführt werden kann.

Nina Heyd