Seelsorgsreise nach Santa Luzia
Cruzeiro do Sul, den 15.08.2007
Auf der letzten Fahrt nach Santa Luzia wurde ich dieses Mal von Paul Beck, einem Fotografen, begleitet, der auch den Dokumentarfilm über unsere Stiftung des "Jesuskindes von Nazareth" gestalten wird – er konnte auch einmal meinen Wunsch erfüllen, dass mich jemand begleitete und einige Fotos von meiner Arbeit machte.
Am Samstagnachmittag fuhren wir bei einem relativ guten Wetter los. Aber an der Fähre von Rodrigues Alves hatte es wieder einmal geregnet. Die Laster hatten alle Mühe, die relativ steile Auffahrt zu schaffen; lediglich das Aufschütten von Sand machte es möglich, dass sie langsam durch den glitschigen Morast kamen. Die Warteschlange der Wagen auf der anderen Seite konnte sich so allmählich auflösen.
Mit dem 4-Rad-getriebenen Toyota kam ich auf der anderen Seite gut die Anhöhe hinauf und fuhr schnell Richtung Siedlungsgebiet Santa Luzia. Doch dort ballten sich Regenwolken zusammen – bei Santa Rita hatte ich den Eindruck, dass sich eine neue Sündflut näherte, und so kehrte ich um, weil es keinen Zweck hatte, den Mächten der Natur zu trotzen und die Fahrt in den 5. Siedlungsweg mit allen Hügeln zu wagen. Auf der Fähre bekam ich die ersten Tropfen mit, doch gelangte ich heil nach Cruzeiro do Sul.
Weil es in der Nacht aber nicht weiter regnete, fuhr ich am Sonntagmorgen um 5:45 von hier aus wieder los – der 3. Siedlungsweg war mithilfe des Allradgetriebes recht gut zu fahren. Lediglich an einer kleinen Kurve rutschte ich gegen den Abhang, konnte mich aber wieder selbst befreien. Ziel war die Kapelle "Allerheiligen", die in einem Gebiet liegt, wo fast alle früheren Siedler ihre Grundstücke verkauften und weggezogen sind. Da es auch geregnet hatte, waren nur die wenigen Getreuen gekommen, die mich freudig begrüßten.
Herzlich war die Begrüßung, am herzlichsten mit dem tauben Mädchen, mit dem ich ja nicht anders sprechen kann als durch die Geste der Zuneigung bei der Umarmung! Nach der Messe hatte ich noch eine Taufe – die Kinder umringten mich und folgten aufmerksam dem Ritus. Auch das Kind war sehr geweckt – ich musste mein Rituale immer außer Reichweite halten, und bei der brennenden Taufkerze war auch Sicherheitsabstand angesagt!
Die Fahrt ging weiter – obwohl die Sonne stark schien, war der Siedlungsweg noch recht glitschig. Der Reporter schaute aufmerksam auf die Abholzungen – man erkennt bei den Fotos die schwarzen Streifen, wo die Siedler vor kurzem den niedergelegten Wald abgebrannt hatten. In den ersten Jahren werden sie versuchen, Maniok zu pflanzen, doch dann wird die Rinderzucht auch hier die Überhand gewinnen.
Nach 32 km bog ich vom Hauptweg in den neuen Siedlungsweg "Lua Clara" ("Klarer Mond") ab. Vor wenigen Tagen erst hatten die Straßenbaumaschinen den Weg gehobelt und befahrbar gemacht. Die Steigungsstrecken waren oft so steil, dass mein neuer Toyota einmal sogar nur im verstärkten 1. Vierradgang die letzten Meter schaffte. Wie die mit den Produkten der Siedler beladenen Laster diese Strecken schaffen sollen, ist mir ein Rätsel, zumal nach den Regenfällen, wenn sich wieder tiefe und gefährliche Spurrillen bilden werden!
Die Leute hatten mich zwar nicht erwartet, weil ich wegen der angeschlagenen Gesundheit bis Freitag noch nicht gewusst hatte, ob ich diese Fahrt überhaupt hatte wagen können und sie deshalb im Radio auch nicht angesagt hatte. Doch kamen jene, die in der Nähe wohnten, bald herbei, und in der Schule, welche provisorisch in einem älteren Wohnhaus untergebracht war, konnte ich die heilige Messe feiern. Auch hier brauchte ich mich über fehlende Aufmerksamkeit nicht zu beklagen. Mir wurde auch das Versprechen abgenommen, am 2. Wochenende im September wiederzukommen, mehr Zeit zu haben und dann auch die vielen ungetauften Kinder zu taufen und einige Ehen zu schließen. Vor der Schule wurde das Abschiedsfoto gemacht, ehe ich einen Besuch im Wohnhaus des Gemeindepräsidenten machte – die Hitze war wieder brütend, der Schweiß lief!
Dann ging es auf die Heimreise – es waren genau 40 km zurückzulegen! Berg und Tal – auf der Höhe einiger Steigungsstrecken musste ich fast anhalten, weil die Kuppe so steil sind, dass ich überhaupt keinen Überblick mehr und das Gefühl hatte, direkt in einen Abgrund hineinzufahren... Aber es ging alles gut – lediglich meldete die Kamera, dass die Batteriespannung nicht mehr ausreichte, weitere Fotos zu machen.
Das wird heute geschehen – am Feiertag der Patronin von Kathedrale, Pfarrei, Stadt und Diözese "Nossa Senhora da Glória"!
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