Bericht von einer Missionsreise
27.04.2007
Am 15. März kam ich von der durch die angegriffene Gesundheit bedingte Reise nach Europa zurück. Die Ärzte, die mich in den Kliniken mit den modernsten Geräten sehr gründlich untersucht haben, konnten keine aktuelle, schwere Krankheit feststellen, welche meine Gleichgewichtsstörungen verursachten, sondern meinten, ich sollte in meinem Alter nicht mehr so viel arbeiten – aber wie einem solchen Rat folgen, wenn am Tag der Rückkehr schon der erste Priesterrat stattfand, der die größten Probleme der Diözese wieder vor Augen führte? Eines war der Unfall unseres Mitbruders in Ipixuna, welcher wenige Tage vorher mit einer Leiter in der Kirche gestürzt war und sein Knie gebrochen hatte. Wer sollte ihn in der großen Pfarrei Ipixuna während der Karwoche und der Ostertage vertreten? Ich stellte mich zur Verfügung, weil ich ja schon die Seelsorgereise zu den 26 Gemeinden entlang des Liberdade geplant hatte und von der Mündung dieses Flusses schnell bis Ipixuna kommen konnte.
Der erste Teil der Desobriga bis zum Besuch in Ipixuna verlief planmäßig. Der Fluß hatte viel Wasser, die Strömung trieb uns schnell weiter – ich hörte wie immer viele Beichten, spendete zahlreiche Kommunionen an die vielen Gottesdienstbesucher, von denen die Kinder mich wieder einmal wegen ihrer Aufmerksamkeit besonders begeisterten. Überall hörte ich die Frage, warum ich denn so lange weg geblieben wäre – die Erklärung war bald gegeben, die Erleichterung über meine Rückkehr war bei allen groß.
Der Juruá hatte viel Wasser, als ich am Dienstag in der Karwoche die Reise mit dem Besuch von Ipixuna unterbrach; vor mir sah ich die breit gelagerte Silhouette der "schönsten Stadt der Welt", wie sie Pe. Agostinho, der mehr als 30 Jahre lang dort Pfarrer gewesen war, immer wieder genannt hatte, dessen Präfekt aber auch die Gabe hat, durch eine ungehemmte Korruption viele Millionengräber zu schaffen. Padre Agostinhos guter Einfluß ist bei der Stadtverwaltung nicht mehr zu sehen, wohl macht er sich immer noch fühlbar bei den bemerkenswert vielen und auch guten Beichten, die ich hören durfte. Der Ende November geweihte junge Diakon Márcio muss den kranken Pfarrer ersetzen und die Pfarrei leiten – ich kann ihn nur sehr loben für seinen Einsatz und seine Umsicht und Ruhe bei allen Gottesdiensten, und nicht zuletzt am Karfreitag beim lebendig gestalteten und sehr gut beteiligten Kreuzweg mit den theatermäßig aufgeführten Stationen, von denen die Kreuzigung und Kreuzabnahme kaum ein Auge trocken ließ.
Leider musste ich am Ostermontag von Ipixuna Abschied nehmen und meine Fahrt zu den Siedlungen entlang des Liberdade fortsetzen; unglücklicherweise machte uns der Motor sehr große Schwierigkeiten und begann, nicht nur Kraft zu verlieren, sondern auch so viel Kraftstoff zu verschlucken, dass wir auf der Hälfte der Hinauffahrt schon alles verbrauchten hatten, was für die gesamte Fahrt vorgesehen und geplant war. Also musste ich an der Brücke der Transamazônica über den Liberdade die Fahrt unterbrechen und den Motor nach Cruzeiro do Sul zur Reparatur bringen. Nach zwei Tagen war er fertig, aber der Plan der Reise war empfindlichst gestört: Von den ausstehenden acht Diensten verliefen nur drei einigermaßen normal - bei den anderen konnte ich die Leute nur dadurch entschuldigen, dass sie entweder die Radiodurchsage nicht gehört oder ihren Besuch nicht mehr hatten umlegen können.
Inzwischen habe ich die Radioprogramme wieder aufgenommen, hatte zwei Kurse mit den Katecheten und einen bei den Indios – das Leben geht weiter, auch im Projekt des "Jesuskind von Nazareth". Heute hat sich unser Freund Dr. Biskup wieder verabschieden müssen, der alle Kinder wieder einmal untersucht hat. Am Samstag war es Nina Heyd, unsere Logopädin, welche in die Heimat zurückkehrte und mit viel Freude an ihre hiesige Arbeit zurückdenkt. Ob beide bald wiederkommen, wenn wir den geplanten Film über unser Projekt drehen? Es war am Freitag, den 13., als Herbert Brödl, ein österreichischer Filmemacher, zu mir kam und mir einen jungen brasilianischen Filmer vorstellte, der nicht nur viele gute Ideen, sondern auch die entsprechenden Aufnahme- und Bearbeitungsgeräte besitzt; mit den Mitarbeitern habe ich die Idee des Filmes schon besprochen - sie sind Feuer und Flamme; ob es auch einmal unsere Zuschauer sein werden, wenn der Film Mitte oder Ende des Jahres fertig wird?
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