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P. Herbert Douteil CSSp
Fluß als Lebensader...
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Seelsorgereise zum Rio Ipixuna
Curzeiro do Sul, 03.05.2006

45 Jahre Priesterweihe – wo kann ein Missionar das Jubiläum besser feiern als auf einer seiner Seelsorgereisen? Genau das tat ich gestern – es war der letzte Tag der Reise zu den Gemeinden entlang des Liberdade; insgesamt war ich fast 30 Stunden in der Sonne zu den 28 Siedlungen unterwegs und habe 1.400 Menschen getroffen. 44 Kinder habe ich getauft und sieben Ehen geschlossen.

Malaria - Geißel der Menschen am Amazonas
Meine Gesundheit hat bis jetzt ausgehalten - ich schreibe bewusst "bis jetzt", weil die Inkubationszeit der Malaria noch nicht vorbei ist und erst in zwei Wochen endet. Was wir dieses Mal an Fällen dieser Krankheit überall hörten und sahen, sprengt eigentlich alle Vorstellung: Von einer 15-köpfigen Familie waren alle dreimal in drei Monaten krank gewesen. Von einer anderen, einer 12-köpfigen Familie zeigten nur zwei nach außen die Zeichen der Krankheit. Als aber das Blut auch der anderen untersucht wurde, war auch dies voller Plasmodien. Ein zweimonatiges Kind hatte schon zweimal die Krankheit gehabt.
Im oberen Flussteil, welcher zum Acre gehört, waren zwei Gruppen zur Bekämpfung der Krankheit unterwegs und nahmen von allen Blutproben ab. Sie hatten ein Mikroskop dabei und konnte gleich sehen, wer eine Behandlung benötigte. Die Medikamente wurden auch direkt ausgegeben, die oral genommen werden; doch das ist genau der Punkt, wo die Schwäche dieser Methode liegt. Denn alle Menschen haben durch die oft monatelange Einnahme dieser Medikamente den Magen- und Darmtrakt so angegriffen, dass dieser die Wirkstoffe nur noch begrenzt aufnehmen kann und sie gleich ausscheidet. Das Ergebnis ist, dass die Malaria jeweils nur teilweise behandelt und geheilt wird und periodisch wieder ausbricht und auch die Mücke sich beim potentiell Kranken jeweils neu anstecken kann – ein teuflischer, kaum zu durchbrechender Kreislauf.

Nicht alle Nachrichten sind schlecht – der Preis für das Maniokmehl ist mehr als doppelt so hoch wie vor einem Jahr. So haben die Menschen auch die Anhebung der Tauf- und Hochzeitstaxen klaglos angenommen, die wir erheben müssen, weil wir ja keine Kirchensteuer haben. Seit sieben Jahren waren sie nicht mehr angepasst worden, und die Einnahmen deckten schon längst nicht mehr die ständig steigenden Unkosten. Deshalb haben die Menschen auch den Appell an die Großzügigkeit verstanden und freiwillig einen gewissen zusätzlichen Betrag gestiftet – pro Familie ca. 40 Cents. Gewiß nicht viel, aber wesentlich mehr als wie früher gar nichts.

Kindergruppe beim Gottesdienst
Als ich gestern endlich vom Liberdade die Strecke bis zum Juruá zurückgelegt hatte – es war wegen der unendlich vielen Schlaglöcher sehr schwer, mit dem Canoa auf der Ladefläche zu fahren, ohne es zu sehr zu beschädigen – stand ich ratlos am Juruá: Dort war der Rebocador der Fähre abgezogen worden. Denn die Regierung hatte wieder einmal den Besitzer nicht bezahlt, und dieser war es leid geworden, um sein Recht zu betteln. Aber es geschah dann doch noch das Wunder, dass ein anderer sich erbarmte, sein Schubschiff sandte und uns den Transport auf die andere Flussseite ermöglichte. Ich hatte mich im Geiste schon in der Hängematte gesehen, die ich gerade auf der Ladefläche befestigen wollte, um mich hineinzulegen und die Nacht zu überschlafen. Doch dieses Los blieb mir erspart, ich kam noch heil nach Cruzeiro do Sul und konnte hier in der Kapelle dem Herrn ein herzliches "Dankeschön" für die Fahrt, für das Geschenk des Priestertums und der Aufgabe sagen, die er mir anvertraut hat.