Cruzeiro do Sul, den 11.11.2013
Ärgerliches: Unsere engagierten Helfer bekommen Probleme mit den Behörden
Am heutigen Fest des heiligen Mantelteilers Martins, des Patrons der christlichen Nächstenliebe, habe ich zuerst zu berichten vom Besuch von Dr. Lothar Biskup und seiner Frau Monika beim "Jesuskind von Nazareth" – wieder ein volles Arbeitsprogramm und viele gute Erfahrungen für die beiden, vor allem aber auch für unsere Kinder und ihre Familien. Dieses Mal gab es allerdings einen Wermutstropfen, weil die Bundespolizei plötzlich auftauchte und nach den Pässen fragte und der Arbeitserlaubnis; denn ohne eine solche dürften sie nicht hier tätig werden – oder sie würden möglichst schnell abgeschoben und unsere Stiftung müsste wieder eine saftige Strafe bezahlen, wie es bei unserer Physiotherapeutin Iris Hörmann geschehen ist. Als sie um eine Verlängerung ihres Touristenvisums von drei auf vier Monate nachsuchte, kam heraus, dass die Vereinigung der Physiotherapeuten sie angezeigt hatten, dass sie hier „arbeite“ – leider halfen weder ihre eigenen Angaben noch auch unsere Aussagen, dass sie uns doch nur einen freundschaftlichen Besuch hatte abstatten wollen und dabei gesehen hätte, dass sie ihre Kenntnisse zeigen konnte, wenn sie ihre neuen Freundinnen, unsere Orientadoras, bei ihren Besuchen in den Häusern begleitete, wo auch die Kinder sie sehr bald ins Herz geschlossen hätten.
Ich habe am nächsten Tag nach der Vorladung von Lothar und Monika im Fernsehen ein langes Interview gegeben und auf die Unsinnigkeit hingewiesen, dass der Staat mit Berufung auf die staatliche Oberhoheit solche Fachleute, die den Ärmsten wirklich helfen wollten, mit Abschiebung und einer solchen Hilfsorganisation wie der unseren mit unverhältnismäßig hohen Geldstrafen drohte – und andererseits sich Folgendes abspielte: am selben Tag kamen nämlich drei kubanische Ärzte nach Cruzeiro do Sul, 30 weitere in das Bundesland Acre, 8.000 nach Gesamtbrasilien mit dem Argument, dass es hier für die Ärmsten nicht genügend Ärzte gebe und Kuba Brasilien helfen wollte.
Doch die Wirklichkeit sieht doch anders aus: Die Ärzte erhalten hier KEIN Gehalt, sondern alles Geld geht direkt nach Kuba. Die Regierung Kubas bezahlt den Ärzten hier das Gehalt, das Kuba bezahlen will. Hier im Land dürfen die kubanischen Ärzte sich nicht frei bewegen, nicht ihre Familien nachkommen lassen, sich weder schriftlich noch mündlich frei äußern. Durch diesen Export von wirklichen Arbeitssklaven und ihre Gehälter, die ziemlich genau ein Drittel des kubanischen Staatseinnahmen ausmachen, hält sich Kuba mehr schlecht als recht über Wasser. Auf diese Weise also garantiert Brasilien diesem gemeinsam mit Nordkorea letzten Überbleibsel der früheren kommunistischen Weltherrschaft noch eine gewisse Überlebenszeit. Mein Interview endete ich mit der Klarstellung, dass ich nichts gegen diese Ärzte persönlich hätte, dass ich sogar sehr froh wäre, wenn den Armen wirklich geholfen werde, doch verlangte ich auch in ihrem Namen die Respektierung der einfachsten Menschenrechte.
Natürlich werden wir den gesetzlichen Anforderungen nachkommen und möglichst bald für nächstes Jahr eine Arbeitserlaubnis beantragen – dann möchte ich die Gesichter der Bundespolizisten sehen, wenn wir sie ihnen vorzeigen!
von links: Dom Luis Herbst, Dr. Lothar Biskup, Monika Biskup, P. Herbert Douteil
Erfreuliches: Bauernhof der Hoffnung
Vom "Bauernhof der Hoffnung" kann ich berichten, dass unsere Jungen im Moment in Südbrasilien auf dem Urbauernhof sind, um dort das Jubiläum des 30-jährigen Bestehens des Werkes zu feiern. Es ist ein Dank an den Herrgott, der dieses Werk ins Leben gerufen und bis jetzt so wunderbar begleitet hat, dass es sogar den Besuch des Hl. Vaters verdient und die Päpstliche Anerkennung gefunden hat und sich auf mindestens vier Erdteile schon hat ausbreiten können und hier in Brasilien nun mehr als einhundert Höfe der Hoffnung hat!
Buchtipp I: Der Rosenkranz
Fast am selben Tag, wie die Polizei kam, erhielt ein Päckchen durch die Post mit einigen Exemplaren eines von „Kirche in Not“ herausgegebenen Büchlein mit dem Titel „Der Rosenkranz“, der von Persönlichkeiten aus aller Welt verfasste Betrachtungen zu den Rosenkranzgebeten enthält. Diese werden auf Radio Horeb an jedem ersten Donnerstag des Monats übertragen werden. Vor drei Jahren war auch ich um einen Beitrag gebeten worden. Ich habe daraufhin Betrachtungen zu allen zwanzig Rosenkranzgeheimnissen verfasst, auch mit dem Hintergedanken, die Hefte einmal als Geschenk aus Anlass meines Goldenen Priesterjubiläums verschenken zu können. Doch verzögerte sich die Drucklegung – nun sind die Betrachtungen erschienen, und ich finde meinen Namen gemeinsam mit dem von Bischof Josef Werth, dem Vorsitzenden der Russischen Bischofskonferenz, mit Bischof em. Walter Mixa und Christa Meves, Pater Robert Jauch, dem langjährigen Kommissar des Heiligen Landes der Kölner Franziskanerprovinz und vielen anderen. Hätte ich mir dies träumen lassen?
Buchbestellung bei
Kirche in Not e.V., Lorenzonistraße 62, 81545 München, E-Mail: info@kirche-in-not.de
Buchtipp II: Biographie des Mitbruders und Missionars Fritz Siegers
Ich erhielt auch am selben Tag ein Exemplar des 2. Bandes der Lebensbeschreibung unseres Mitbruders Fritz Siegers, dem er den Titel „Das Abenteuer der Güte“ gegeben hat. In diesem Band schildert er seine Missionsarbeit von 1966-1998, als er schon ein erprobter und erfahrener Missionar geworden war – seine Jugendzeit, seine Lehr- und Gesellenjahre hatte er im ersten Band mit dem Titel „Zurückschauen, aber weitergehen“ geschildert. Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich jetzt auch den zweiten Band in einzigen Zug gelesen habe. Kenne ich Fritz doch seit den Mendener Zeiten her, haben wir gemeinsam hier im Acre und in Cruzeiro do Sul gearbeitet – wie verschieden auch die Erfahrungen gewesen sein mögen, so war mir Fritz durch seinen unglaublichen Einsatz immer ein Vorbild, und ich kann allen, die etwas von der Basisarbeit eines Missionars, von seinen leiblichen und seelischen Schwierigkeiten, von denen man gewöhnlich nicht oder nur ungern spricht, wissen wollen, sich dieses Buch einmal beim Autor in Broich zu besorgen – und auch zu lesen!
Buchbestellung bei
P. Fritz Siegers CSSp., Missionshaus v. Hl. Geist, Broicher Str. 103, 52146 Würselen, E-Mail: f.siegers@onlinehome.de
Trauriges: Zum Tod von Pater Theo Ferfers
Pater Theo Ferfers
Schlechte Nachrichten soll man gewöhnlich nicht bis zum Schluss aufheben – aber dieses Mal bleibt mir nichts anderes übrig. Denn diese Nachricht ist auch noch brandneu – vorgestern Nacht um 22:10 ist im Hospital in Rio Branco unser aus Vorst stammender Mitbruder Theo Ferfers kurz vor Vollendung seines 80. Jahres nach langem Aufenthalt auf der Intensivstation an einer gefährlichen, immer wieder neu auftretenden Wasserinfiltration ins Hirn gestorben. Er war in Vorst am 15. November 1933 geboren, hatte am 11. April 1957 in Heimbach seine Erstprofess abgelegt, dann gemeinsam mit mir Philosophie und Theologie in Knechtsteden studiert, wo er auch am 31. Mai 1962 zum Priester geweiht wurde. Ein Jahr später erhielt Theo seine Bestimmung für den Alto Juruá, wo er fünf Jahre lang bis 1968 in Ipixuna, dann ein Jahr lang in Feijó arbeitete, ehe er dann die Gemeinde Envira übernahm, wo er ohne Unterbrechung mehr als vierzig Jahre lang tätig war – neben der seelsorgerlichen Tätigkeit war er Mediziner, Lehrer, Schulleiter, während einiger Jahre Präfekt, Baumeister und auf seinem Landgut auch Landwirt – mit einem Wort: Er war so etwas wie ein Vater für eine große Familie, ist allen Alles geworden, und den Titel eines „Ehrenbürgers des Bundesland Amazonas“, den er voriges Jahr zu seinem Goldenen Priesterjubiläum erhalten hat, war mehr als verdient. Sein Leichnam wurde heute Nachmittag mit dem Flugzeug nach Envira überführt, morgen werden unser Bischof, unser Distriktsoberer und der junge Pfarrer die Exequien feiern und Theo ins Grab legen, das wohl in der von ihm erbauten Kirche sein wird. Ich bin gewiss, dass viele Tränen der Dankbarkeit fließen werden! Beten auch wir für seine Seelenruhe!