P. Herbert Douteil CSSp
Bauernhof der Hoffnung
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Ein wichtiger Besuch ging zu Ende...

Cruzeiro do Sul, den 25.01.2014

Einweihung des zweiten Wohntrakts

Ich möchte berichten über den Besuch unseres Generalobern John Fogarty und seines für die Mitbrüder portugiesischer Sprache zuständigen Generalassistenten José Sabença in unserem Distrikt. Wann kommt Vergleichbares schon einmal vor? Gewiss, es war nicht der erste Besuch eines Generalobern – aber dieser hatte eine besondere Bedeutung. Denn früher war unser Distrikt relativ groß und mehr oder weniger selbständig, praktisch alle hier arbeitenden Mitbrüder waren Deutsche – doch das hat sich nun wesentlich geändert. Denn wir haben das Gefühl, als ob wir am Aussterben sind, wir Deutschen sind auf jeden Fall schon mit einem Bein im Grab: Dom Luis Herbst ist mit 88 Jahren der älteste, dann folgen Pe. Pedro Bermes mit 80, ich mit 78, Pe. Carloshenrique Schader mit 77, Pe. Joachim Seiffert ist 75; Bruder Albert ist mit 70 Jahren unser „Nesthäkchen“; Brasilianer sind unser Bischof Dom Mosé José Pontelo (71), unser Distriktsoberer Pe. Sebastião (54) und Bruder Luis (53) – wären nicht die beiden afrikanischen Mitbrüder Pe. Inácio Sangueve (34) und Silvestre Boamah (39) aus Angola bzw. Ghana, sähe es mit der Altersstruktur sehr schlecht aus! Haben wir früher einmal alle Pfarreien besetzen können, so mussten wir uns jetzt auf die beiden Pfarreien Aparecida hier in Cruzeiro do Sul und São José in Tarauacá beschränken und haben hier in Cruzeiro noch neben unserem Distriktshaus das Seminar. Für einen solch hohen Besuch also ein überschaubares Feld – viel zu klein und unbedeutend??

Der Vorteil unserer kleinen Zahl war, dass die Obern unsere restlichen Werke ohne Zeitdruck besuchen und jedem einzelnen der Mitbrüder genügend Zeit für ein Einzelgespräch widmen konnten; es war ein Glück, dass z.B. bei mir auch Pe. Sabença zugegen war und übersetzen konnte, weil mein Englisch leider für eine normale Unterhaltung nicht mehr ausreicht; doch konnte ich das Meiste auch beispielhaft zeigen – seien es die Fotos von den Seelsorgereisen, meine Editionen und die Kunstwerke in der Kapelle und die Sammlungen im Museum, die vermieteten Gebäulichkeiten, von deren Mieteinnahmen unser Distrikt lebt; zudem hatte mir der Obere auch die Jahresabrechnungen der Generalverwaltung in Rom mit den Angaben über meine dortigen Stiftungen mitgebracht; vom Jesuskind brauchte ich nicht viel zu sagen, weil wir am Sekretariat vorbeikamen, und den Bauernhof habe ich auch nur kurz erwähnen können, und sie erlebten auch, dass ich jeden Morgen nach der Messe und vor dem Frühstück bereits zum Aufzeichnen meiner Programme zum Radio fuhr.

Beim Besuch der im Laufe der Jahrzehnte hier in Cruzeiro durch die Spiritaner errichteten Werke passierte allerdings auch etwas, das unsere Zerbrechlichkeit überaus deutlich werden ließ: Als Carloshenrique den Obern die Kathedrale und den Friedhof beim Großen Seminar gezeigt hatte, wurde es ihm so schlecht, dass er sich nicht mehr alleine bewegen konnte; der Generalassistent musste ihn sogleich ins nahe liegende Hospital bringen, wo man unseren Mitbruder untersuchte, sehr hohes Fieber und schließlich einen sehr hohen Blutzuckerstand feststellte, ihn sogleich behandelte und Blutzucker und Blutdruck so weit senkte, dass unser Mitbruder noch am Abend in sein hiesiges Zimmer zurückkehren konnte – für uns war der Schreck offenbar schlimmer als für den Betroffenen selbst!

Generalobere John Fogarty mit Bischof Mosé Pontelo
Generalobere John Fogarty mit Bischof Mosé Pontelo

Vorvorgestern haben der General und der Assistent mit dem Distriktsrat und vorgestern mit allen Mitbrüdern gesprochen und sehr viel Wert darauf gelegt, zu erklären, dass es ihm, dem General, bei seiner bisherigen Amtsführung in besonderer Weise um die kleinen Distrikte gegangen sei – nach Algerien, Kanada, Pakistan, Ozeanien und Australien seien wir der sechste, aber der vielleicht noch größte „Minidistrikt“, den er besuchte; die Probleme seien zwar überall gleich, aber wir dürften und bräuchten uns nichts vorzumachen:
Diese Probleme hätten unsere Kongregation von Anfang seit der Gründung 1703 durch Claúdio Francisco Poullart des Places und die Neugründung bzw. Zusammenführung 1846 beider Kongregationen durch Franz Maria Paul Libermann an begleitet, niemals hätten wir im Rampenlicht gestanden, dies sei fast ein Markenzeichen oder Zeichen für das Wirken des Heiligen Geistes; also keine Angst vor der eigenen Schwäche, wohl aber Bereitschaft, uns ihr nach besten Kräften und den Anforderungen der Mission von heute zu stellen Er dankte allen, die sich bisher so vorbildlich eingesetzt hätten, bat diejenigen, die nun nicht mehr aktiv sein könnten, durch ihr Beten und Opfern dem Reich Gottes zu dienen. Dann kam er auch auf unser eigentliches Projekt zu sprechen, nämlich auf unser Seminar; dies sei fast die einzige Quelle spiritanischer Berufungen in Brasilien, es müsste weitergeführt werden, auch wenn wir in diesem Jahr uns mehr um jene Jungen, die sich schon gemeldet hätten, kümmern und sie begleiten sollten; er werde mit sehr gütigen Augen auf uns schauen und versuchen, uns aus Afrika junge Mitbrüder in erster missionarischer Bestimmung zur Verfügung zu stellen; es liege dann an uns, sie hier gut in ihre Arbeit einzuführen; allerdings könnte der Distrikt alleine nicht mehr weiter existieren, sondern müsste sich wie auch die anderen von ihm besuchten kleinen Gemeinschaft mit den größeren Provinzen zusammenschließen; das bedeutete dann nicht, die eigene Identität aufzugeben, sondern mithilfe der größeren Gemeinschaft die anstehenden personellen Probleme besser behandeln zu können.

Bei der kurzen abschließenden Diskussion machte ich deutlich, wie günstig der gegenwärtige Augenblick sei: Pe. José Altevir, der Obere der brasilianischen Provinz, sei als erster Priester aus diesem unserem Distrikt und unserem hiesigen Seminar hervorgegangen, und Pe. Sebastião, unser eigener Oberer, stamme aus der brasilianischen Provinz! Am Ende dieses Monats finde die Provinzversammlung in São Paulo statt, dort könne über dieses Problem am besten mit allen gesprochen werden.

Gestern reisten unsere Oberen wieder ab – der General und sein Assistent nach Südbrasilien, ebenso unser Oberer zur dortigen Provinzversammlung; morgen wird Pe. Pedro Bermes nach Tarauacá und im nächsten Monat trotz seiner 80 Jahre zu seiner neuen Wirkungsstätte nach Jordão am Rio Tarauacá mit dem Boot zwei Tagereisen oberhalb der Stadt Tarauacá gehen, wo bis dahin sein Wohnhaus fertig sein wird, damit Pedro dort sesshaft werden kann; er geht mit viel Freude dorthin; denn beim Patronatsfest des heiligen Sebastian am 20. Januar, das er dort hat feiern dürfen, hat er schon 293 Kinder taufen und sehen können, wie die Menschen auf ihn warten. Dass er dort auch als Wunderheiler und für die Indios als „Weihwassermann“ wirken wird, ist selbstverständlich. Unsere guten Wünsche begleiten ihn!