Auch heute kann ich schreiben, dass wir uns auch in dieser hier zum Glück langsam abklingenden Pandemie bemühen, alle Werke so gut wie nur möglich weiterzuführen: beim "Jesuskind von Nazareth" mit 111 Kindern und Jugendlichen, der Kinderpastoral mit mehr als 8.000 Kindern, bei den beiden Hoffnungshöfen in Mâncio Lima und hier in Cruzeiro do Sul und der Missao Familia mit gut 300 Kindern und Jugendlichen.
Diese unsere Arbeit und die der katholischen Kirche am Oberlauf des Juruá wurde am 30. September auch vom Staat offiziell und feierlich gewürdigt. In knapp vier Stunden wurden diese Werke vorgestellt – ich hatte auf Bitten von Bischof Flavio einen zusammenfassenden Bericht votbereitet, den ich leider nicht verlesen konnte; denn ich saß vor dem Podium, vor mir die voll aufgedrehten Lautsprecher des riesigen Raumes; sie dröhnten mir so stark auf den Kopf, dass ich nicht mehr richtig denken, geschweige denn den Text vortragen konnte; ich sende Euch eine Zusammenfassung:
Die Ehrung galt der katholischen Kirche am Oberlauf des Juruá - die katholische Kirche ist aber eine anonyme Größe, die man am besten am Werk einer bestimmten Persönlichkeit darstellen kann – ich ging von dem Werk von Bischof Henrique Rüth aus, der ja wie die ersten Patres, die seit 104 Jahren hier tätig waren, Spiritaner war; er veruchte seine beiden Wahlsprüche: „Dienen und nicht bedient werden“ und „mit einem Herzen und einer Seele“ zu leben, nicht alleine, sondern mit seinen insgesamt 56 spiritanischen Mitbrüdern, mit den Fidei-Donum-Priestern und den anderen Ordens- und Weltpriestern, von denen 19 aus dem eigenen, von Bischof Rüth aufgebauten Großen Seminar hervorgegangen sind und die jetzt bis auf zwei alle neun Pfarreien und die Verwaltungsaufgaben der Diözese übernommen haben; den Spritianern sind nur noch zwei Pfarreien und zwei missionarische Gebiete geblieben.
Bischof Henrique sah wie seine Vorgäner und Nachfolger seine Arbeit immer ganzheitlich: zuerst die Religion – darum die vielen, manchmal lebensgefährlichen Desobrigen oder Seelsorgereisen über die so zahlreichen Neben- und Zuflüsse des Juruá und der in der Regenzeit fast unpassierbaren Transamazônica – P. Alfred Nuss ertrank bei einer Reise am 21.12.1978 im Flüßchen Natal -, dann dachten Dom José Hascher und Dom Henrique, sein Nachfolger, an die Schulbildung, wobei ihm die Ordensmänner (Kapuziner, Maristen, Dominikanerinnen) und beim Gesundheitswesen die Ordensfrauen (Franziskanerinnen, Schwestern ULFrau, der Göttlichen Vorsehung, vom Hl. Rosenkranz, der Servitinnen Mariens) mit den Charismen ihrer Gemeinschaften und dem heiligmäßigen persönlichen Einsatz bis zur Erschöpfung halfen.
Die Spiritanerbrüder hatten ihre Werkstätten und bildeten Heerscharen von Laien aus – durch den unermüdlichen Einsatz aller Mitte und nicht zuletzt der Leprastation wurde die hier früher endemische Lepra praktisch ausgerottet: die Laien wurden in religiöser und in der praktischen Seel- und Leibsorge von der Kinder-, der Jugend-. Familien-, Gefangenen- und Altenpastoral, der Legion Mariens und des Rosenkranzkreuzzuges und in den sehr vielen von ihnen geleiteten Kapellengemeinschaften organisiert, das Altenheim gebaut – und die Perlen der Architektur, die Kathedrale und die Kapelle des Kleinen Seminars errichtet.
Es bleibt keine Zeit, auf Lorbeeren auszuruhen – abgesehen davon, dass sie Stacheln haben, sind die Aufgaben einfach zu drängend: unser Bischof Flavio Giovenale hat im Seminar im Augenblick 19 junge Männer – 10 studieren Theologie (einer der Seminaristen wird Ende des Jahres zum Priester geweiht werden können), drei studieren Philosophie, sechs sind im Propädeutikum; im nächsten Jahr werden Bischof und Klerus sich besonders um die Weiterbildung der Laien und der leitenden Frauen und Männer in den einer von Urwaldgemeinden kümmern.
Meine Lieben, gesundheitlich geht es mir gut, Sonntag hatte ich drei, Montag, am Fest des hier so verehrten heiligen Franziskus zwei Messen, die zweite in einer übervollen wunderschönen Kapelle, die dem heiligen Franziskus geweiht ist – die große Hitze um die 35°C macht zwar seit Wochen zu schaffen, doch konnte ich sie bisher noch einigermaßen ertragen.
Ich bitte um besonderes Gebet für unsere Kongregation, die gerade in Bagamoyo in Tansania ihr Generalkapitel begonnen hat; auch Pe. Inacio, unserer Distriktsoberer, ist dort gereist als unserer Vertreter; ob ein Afrikaner unserer neuer Generaloberer wird? Es ist ziemlich wahrscheinlich.