P. Herbert Douteil CSSp
Jesus-Schriftzug am Flussufer
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Ordens- und Priester-Jubiläum - Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen
Cruzeiro do Sul, den Cruzeiro do Sul, den 10.04.2021

Wenn ich heute wieder einmal einen Brief schreibe, so auch aus dem Grund, dass ich Euch bitte, mit mir zu danken – denn am Mittwoch, den 7., konnte ich gemeinsam mit Albert auf 65 Jahre des Ordenslebens zurückschauen – es war 1956 in Heimbach, dass wir zu einer Gruppe von neun jungen Männern die Erstprofess ablegten, die wir 1959 als Ewige Profess wiederholten – und dann am 1. Mai 1961 mit der Priesterweihe „krönten“ und die jeder von uns dann auf seine Weise lebte; zwei Mitbrüder verließen uns durch Austritt, die anderen gingen uns in die Ewigkeit voraus, Albert lebt noch auf der Krankenstation in Knechtsteden, wo er gut versorgt wird. Ich ging 1979 nach Brasilien, um hier mein oft nicht leichtes und sogar gefährliches Missionarsleben zu beginnen; ein besonderer Tag war Sonntag, der 9. April 2000, als ich mich auf der Fahrt zur Messe in der Martinuskappelle im dritten Ramal um 10:20 mit dem Vierrad überschlug, aber mit heilen Knochen und etwas verbeultem Gepäckständer des Vierrades davon gekommen bin – noch viele weitere Fahrten folgten, noch lange Jahre des vielfältigen Missionarsseins und des Aufbaus der Sozialwerke der Hoffnungshöfe und des Jesuskindes – dankt mit mir der Güte und Barmherzigkeit des Herrn!!

Leider kann ich auch in diesem Brief sonst nicht viel Neues und Positives berichten – denn die Pandemie hält uns weiterhin unerbittlich im Griff – in der Landeshauptstadt Rio Branco wurde wie in Manaus der Notstand erklärt – die schlimmsten Fälle mussten schon von Rio Branco nach Manaus oder hierher verlegt werden; sogar die Supermärkte wurden hier am Samstag wieder geschlossen, was allerdings zur unvermeidlichen Folge hatte, dass am Freitag ein unerträgliches Gedränge herrschte.

Im Hoffnungshof für Männer „Dom Luis Herbst“ in Mâncio Lima haben wir 26 Männer, im "Hoffnungshof Maria Magdalena" hier in Cruzeiro do Sul sechs Frauen mit sechs Kindern; auch wenn sicherlich nicht alle durchhalten, so werden wir mit vielen Enttäuschungen leider rechnen und leben müssen und das Mögliche jeweils mit Liebe tun. Wegen der Pandemie können auch unsere Mitarbeiterinnen beim "Jesuskind von Nazareth" die mehr als 100 Kinder und Jugendlichen und ihre Familien nur mit Mundschutz besuchen und ihre Arbeit mit Sicherheitsabstand tun, ein Fortbildungskurs für sie wurde durchgeführt. Helfen konnte und durfte ich bei der Kinderpastoral der Diözese mit ihren mehr als 8.000 Kinder zwischen 0 und sechs Jahren – ihren Dank gebe ich gerne weiter!

Die Impfkampagne hat begonnen – auch ich und Bruder Albert haben unsere erste Impfung erhalten und spüren keine Nebenwirkungen.

Weil wir auch keine öffentlichen Messen feiern können, sind meine beiden wöchentlichen Radiomessen, bei denen am Ostersonntag und vorgestern am Donnerstag leider das Internet ausfiel, und meine täglichen Programme weiterhin umso wichtiger – aufgezeichnet habe ich die Programme bis Mitte Juni, also schon weit über das Datum meines diamantenen 60. Priesterjubiläums am 1. Mai, das wir auch nur im kleinsten Kreis werden feiern können; Dom Flavio ist eingeladen und hat sein Kommen freudig zugesagt. Da die Messe im Livestream übertragen wird, werden auch Ihr, meine Freunde und Verwandten in Deutschland, daran teilnehmen können.

Der Messe am 1. Mai kann man wie allen anderen Messen aus unserer Kapelle unter folgenden Adressen beiwohnen:
www.facebook.com/inaciosangueve.pacheco
oder https://www.facebook.com/missao.santaluzia.5
Wir werden die Messe hier um 10:00 Ortszeit beginnen, in Deutschland ist es dann 17:00 – da die Messe auch aufgezeichnet wird, kann man sie auch zu einer anderen Zeit abgerufen werden.

Apostolischer Segen anlässlich des 60. Priesterjubiläums Apostolischer Segen anlässlich meines 60. Priesterjubiläums

Übersetzung des Segenstextes: "Seine Heiligkeit Franziskus gewährt Pater Herbert Douteil CSSp. von ganzem Herzen den erbetenen apostolischen Segen aus Anlass der 60 Jahre der Priesterweihe und ruft durch die Vermittlung der Allerheiligsten Maria die Fülle der himmlischen Gnadengaben in der Kapelle der Gemeinschaft der Spiritaner in der Diözese Cruzeiro do Sul am 1. Mai 2021 herab.
Gegeben im Vatican am 8.4.2021 - Card. Konrad Krajewski, Apostolischer Almosenverwalter"

Noch etwas Allgemeines zur Pandemie: Beten alleine hilft nicht, wie ja auch das tägliche Brot nicht einfach vom Himmel fällt, sondern wir müssen auch hier und beim Kampf gegen Corona mitarbeiten, Masken tragen, Hygienevorschriften einhalten und uns impfen lassen; was die oft so schrecklichen Nachrichten aus Brasilien angeht, so muss man einige Dinge berücksichtigen – ohne dass ich die wirklich schlimme Lage verharmlosen oder Bolsonaro, unseren in manchen Verhaltensweisen, Aussagen und Ideen umöglichen und verantwortungslosen Präsidenten schön schminken will –, aber es gilt nun einmal auch „schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ für Journalisten; die internationalen Berichterstatter für Lateinamerika leben fast alle in den Viel-Millionen-Großstädten Brasiliens, wo man leicht solche Horrormeldungen und – Fotos finden kann; dazu kommt noch der Reflex des Klimaschutzes durch das leider anhaltende Abholzen des Amazonasurwaldes ... fast keine Nachrichten kommen von den kleineren Ländern, wo es oft im Verhältnnis viel schlimmer ist – wenn wir an Bolivien, Kolumbien, Paraguay, Peru, Uruguay und erst recht Venezuela, oder auch Argentinien und Chile denken! – Dass es hier mit dem Impfen nicht so klappt, wie es sollte, hängt an vielen Faktoren, auf die die Politiker nicht immer Einfluss haben, weil die verfügbare Menge viel zu klein und das kontinentale Land mit seiner mehr als 200 Millionenbevölkerung einfach zu riesig und groß ist – aber da geben ja leider auch die europäischen Länder kein gutes Beispiel z.B. bei der Produktion und Verteilung von Impfstoff und, wie man hört und liest, der manchmal chaotischen Organisation der Impfkampagnen! – Ich kann von hier am Ende der Welt allerdings auch bestätigen, dass unsere Ärzte und das Gesundheitspersonal das Menschenmögliche tun, und auch die Politiker abweichend von früherem Verhalten keine schlechte Figur abgeben; die Kirche tut auch das Ihre hinzu durch ihre Gebete und die im Fernsehen und Radio verbreiteten Messen und Gottesdienste und in der Karwoche durch die Kleinprozession mit dem Bischof auf einem Kleinlastwagen; hoffentlich können wir bald aufatmen und wieder unsere gewohnten Messen in unseren Kapellen feiern!