Cruzeiro do Sul, den 1. Oktober 2017
Am Dienstagabend, 26.09.2017, hatte ich aus Anlass des Beginns der Novene zu Ehren des heiligen Franziskus in der Franziskuskapelle eine zusätzliche Messe, vorher habe ich dem jetzt 92 Jahre alten Altbischof Ludwig noch einmal die Krankensalbung gespendet; möge er Dom Luis in guten alten Tagen … bald erlöst werden – auch für Sr. Maria da Paz, die sich höchst aufopferungsvoll um ihn kümmert, wäre es eine Erlösung, da er so gut wie nicht mehr isst und reagiert – möge er bald seinen Platz im Himmel einnehmen können – sein Beerdigungsplatz in der Kathedrale liegt ja auch an der Seite von Bischof Rüth schon fest!
Am Mittwoch erfuhren wir aus Rom und von der brasilianischen Bischofskonferenz, dass mein erster Seminarist Altevir aus Guajará zum Bischof in Cametá im Pará ernannt worden ist; gestern ist Altevir 55 Jahre alt geworden; wie gerne hätten ich und die Weltpriester ihn hier als neuen Bischof gesehen, doch das sollte nun einmal nicht sein. Ich schrieb ihm drei Wörter zur Ernennung: Beileid – Glückwunsch – Gebetsgedenken – er hat schon geantwortet und sich bedankt. Er wird die Gebete sehr gut brauchen können! Er wird einer der wenigen Bischöfe mit afrikanischer Abstammung sein, die es in der Bischofskonferenz gibt. –
Den ganzen Tag arbeitete ich fleißig an der Vorbereitung des "Hoffnungshofes Maria Magdalena" – es sind noch viele Schritte zu tun, auch musste der Vertrag mit der Familie der Hoffnung noch fertig ausgearbeitet, formuliert und unterschrieben werden; das Material für die Restaurierung des Hauses und den 12x16 m großen Bau der Werkstätten ist auch gekauft, die Arbeiten gehen planmäßig weiter und könnten vor Ende dieses Monats abgeschlossen sein.
Was die Zukunft des "Hoffnungshof Maria Magdalena" angeht, waren für mich der Freitag und der Samstag höchst erfreulich – wenn auch nicht alle Blütenträume reifen werden, so doch wenigstens einige, so hoffe ich!
Wir schlossen gerade die Sitzung unseres Priesterrates, als auch schon Dona Beatriz Cameli, die Witwe des früheren Gouverneurs, kam – weil ich kein Auto habe, hatte ich sie gebeten, um 10:00 Uhr hierher zu kommen, damit ich mit ihr über den "Hoffnungshof Maria Magdalena" sprechen konnte; sie war in der Nacht aus Peru zurückgekommen, wo sie an einer Feier des 50-jährigen Jubiläums ihres Studienabschlusses an einer dortigen Schwesternschule teilgenommen hatte; insgeheim war sie mein absoluter Wunschkandidat für das Amt der Vizepräsidentin des hiesigen Direktoriums; denn sie hat einen guten Überblick, ist tatkräftig, kennt die wichtigsten Damen der High Society – das kleine Wunder geschah, dass sie gleich zusagte, weil sie selbst längst schon gewünscht hatte, ein solches Werk zu gründen oder zu unterstützen – sie hatte an Jugendliche gedacht, nicht unbedingt an Drogenabhängige; es blieb auch nicht nur bei der Zusage, sie bearbeitete auch mit mir sofort den Text der Einladung für alle, die als Freunde für die Fazenda mitwirken wollen, also wenden wir uns jetzt nicht nur an die Besitzer der Supermärkte; von hier aus fuhren wir zum Seminar, damit sie sich alles anschauen konnte – sie war mehr als zufrieden, sagte auch, dass sie dir notwendigen Doppelbetten schon besäße, die wir also nicht mehr zu kaufen brauchen – und ich war noch mehr zufrieden; denn wenn sie wirklich das tut, was sie schon andeutete, dass sie alle ihr bekannten Damen zu sich einlädt, wo ich dann zu allen sprechen kann, dann sind wir gerettet, jedenfalls was das Finanzielle angeht und die weitere Zukunft; denn ich werde diesen Kreis der Frauen „die Frauen von Galiläa“ nennen – es sind jene Frauen, die nach dem Evangelium von Lukas Jesus und die Apostel begleiteten und ihnen mit ihren Mitteln halfen – die erste von ihnen war Maria Magdalena, wie uns Lukas berichtet; schöner kann es sich ja nicht fügen – oder meint Ihr nicht auch? Wir werden dann auch bald an die Gründung des zweiten Hauses denken können.
Gestern, Samstagmorgen, 30.09. hatten wir wie alle zwei Monate eine weitere Versammlung der Laienspiritaner, es war zum ersten Mal an einem Samstagmorgen, doch waren alle pünktlich gekommen; wir waren insgesamt zu zwölf – zehn Männer und zwei Frauen -, zwei waren zum ersten Mal dabei, einer davon ist Adinaldo, der einmal sieben Jahr lang hier Schüler war und dann Lehrer geworden ist, der andere ist Deusdedit, ein Siedler aus Santa Luzia, der lange die Kapelle Sankt Stephanus betreut hatte – die Gruppe ist sehr lebendig und aktiv, ein Glück, dass wir diese Laien und ihre Familien haben, da die Zahl der Priester niemals ausreichen wird, um alles zu tun, was eigentlich getan werden müsste; wunderbar, diese Begeisterung dieser Laien zu erleben! Wie schade, dass ich nicht viel früher mit dieser Gruppe habe beginnen können!
Aus Guaratinguetá kam gestern die erlösende und lang erwartete und erhoffte Mail, die zwar besagt, dass der "Hoffnungshof Maria Magdalena" erst im Februar eröffnet werden kann – ich antwortete: „Lieber spät als gar nicht“ - auch beantworete ich die Fragen der Mail, womit sie meine Fragen in der vorletzten Mail an sie beantwortet hatten; es kam zusätzlich noch die Zusage, dass Luci, eine verantwortliche Vertreterin der Familie der, für ein bis zwei Tage in der Zeit vom 7. bis 12. Oktober kommen wird, die dann die letzten Anweisungen geben wird, was wir noch zu tun haben und wie wir das hiesige Direktorium zusammenstellen und im Einzelnen für die ersten Monate an Tätigkeiten mit den Internen planen können – ich denke, es wird alles gut werden.
So vieles gibt es zu überlegen; auch hängt vieles von Luci ab, der Vertreterin der Familie der Hoffnung, die erst nächste Woche kommt und die letzten Anweisungen geben wird; bis dahin habe ich wohl die Versammlung mit den Frauen, die uns unterstützen werden, hinter mir; Dona Beatriz sagte mir am Telefon, dass sie die Damen – Gattin des Präfekten, des Richters, des Abgeordneten usw. - schon informiert und eingeladen hat; ich werde beim Treffen mit ihnen klar machen, dass ich kein festes Programm habe, das einfach abgespult werden kann, sondern dass ich die einfachsten und die am nächsten liegenden Schritte gehen möchte: bei den Frauen, die eintreten, zunächst einmal Körperhygiene, Maniküre. Pediküre, Haarpflege – Kurs fürs Waschen und Flicken der Kleider, Häkeln und Stricken, Sauberkeit des Hauses, Kochkurs, Garten und Hühnerzucht, Backen von Brot und Gebäck nach Hausrezepten... Also gar nichts Großes; denn ich sehe voraus, dass viele der Mädchen und Frauen oft nicht lange bleiben, aber in der Kürze der Zeit sollen sie möglichst viel von dem lernen, was sie daheim tun können, aber bisher wohl nicht konnten; wer länger bleibt, wird dann weitere Kenntnisse erwerben und ein Diplom erwerben können.
Vielleicht noch viel wichtiger ist die geistige Hygiene, d.h. das Lernen der Hausordnung und des Zusammenlebens, nicht zuletzt das gemeinsame Beten, ohne das es auf keinen Fall geht – viele kommen von der Straße, aus einer zerbrochenen Beziehung, viele werden missbraucht worden sein und sich verkauft haben … der Probleme ist kein Ende, und nur mit viel Einfühlung und Geduld werden wir einige davon ansprechen können – von Lösen habe ich nichts geschrieben. Ob es wie der für die Männer in Mâncio Lima einmal ein Vorzeigehof wird?? Davon wage ich wirklich nicht zu träumen, noch weniger daran wach zu denken; vorerst müssen wir Geduld haben! Gott wird die Schritte lenken!