P. Herbert Douteil CSSp

Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Desobriga zu den Gemeinden
entlang des Riozinho da Liberdade
Cruzeiro do Sul, den 03. Oktober 2003


Bäume im Fluss verhindern immer wieder eine zügige Weiterfahrt und stellen bei schlechter Sicht eine Gefahr dar.
Meine lieben Freunde alle daheim, Euch einen herzlichen Gruß am Tage nach der glücklich beendeten Seelsorgereise zu den Gemeinden entlang des Riozinho da Liberdade!
Hoffentlich geht es Euch allen so gut wie mir und könnt auch Ihr so viel Schönes erzählen, wie ich es wieder einmal darf. Auch wenn die Anfänge der Reise mit einer Panne begann: die Schiffsschraube zerbrach! Das geschah am Ende des ersten Teiles der Reise, welche mich den Fluß hinauf führte, aber so rechtzeitig, dass ich von dort zurückkehren konnte, um hier Ersatz einzukaufen.

Während dieses unerwarteten Zwischenaufenthaltes gab es auch rechtzeitig den so lange erwarteten Beginn der Regenzeit mit einem wirklich unglaublich heftigen Tropenregen, so dass ich die Fortsetzung der Fahrt noch einmal um einen Tag verschieben musste. Doch dann lief alles wunderbar: Der Motor arbeitete bestens, die neu gekaufte Schiffsschraube war die beste, die wir je hatten und ist auch nicht zerbrochen. Wir hatten genügend Wasser im Fluß, so dass wir auch über alle Untiefen und an allen im Flussbett liegenden Baumriesen und –resten vorbei und hinüber kamen.

Unendlich reich war wieder die Erfahrung mit der Großzügigkeit der Menschen, die ihre beste Nahrung schenken, war das Wiedersehen der leider immer mehr angegriffenen Natur.
Unglaublich war auch die Geschicklichkeit meines Motoristen und Katecheten França, der wirklich jedes Hindernis im Flussbett kannte und auch die vielen Stromschnellen hinauf und wieder hinunter kam. Einmal musste er auch eine Strecke von mehr als einer Stunde das Kanu vorwärts staken, als der für diese Fahrt in einen sehr seichten Nebenfluß geliehene Motor streikte. Es hat für mich also wieder viele Dinge gegeben, die ich noch nicht erlebt hatte - z.B. Sturm mit einem tropischem Regen, aber dieses Mal gab es weder Bronchitis noch Durchfall.

Die heute gemachte Endstatistik zeigt folgende Zahlen: auf dem Unter- und Oberlauf brauchten wir jeweils 15 Stunden und ein paar Minuten – insgesamt habe ich also mit 30 Stunden und 27 Minuten auf dem Vorderteil des Canoas mein Sonnensoll für dieses Jahr eigentlich schon bekommen!


Die Leute warteten bereits auf unser Kommen.
Die Leute waren durch die Radiodurchsagen vorbereitet und kamen auch in relativ großer Zahl zu den insgesamt 27 Gottesdiensten, welche mit mehr als 1.500 Besuchern wieder sehr gut beteiligt waren. Die Zahl Beichtenden war mit 550 wieder so groß, so dass ich bei der ständigen schwülen Hitze von mehr als 30°C manchmal an der Grenze der Leistungsfähigkeit war. Ich konnte 35 Kinder taufen, elf Jugendliche firmen und acht Ehen assistieren. In den Rosenkranzsühnekreuzzug traten 129 neue Mitglieder ein und werden hoffentlich, wie versprochen, täglich ein Gesätz des Rosenkranzes um den Frieden in der Welt, in den Familien und im eigenen Herzen beten.

Laßt mich nun etwas ausführlicher von vorgestern, dem letzten Tag der Fahrt, erzählen, der es am meisten in sich hatte – nach der letzten Messe sah ich bei der Fahrt die vielen Schaumpolster, die untrüglichen Zeichen vom Anschwellen des Flusses. Dies hatte zur Folge, dass sich die Fähre so sehr gehoben hatte, dass ich nicht hinauf- und erst recht nicht herunterfahren konnte. Was für mich schlecht war, war gut für meinen Motoristen França, der an der Fähre vorbei gleich weiterfahren konnte. Er wollte am selben Abend noch bis nach Hause kommen – d.h. knapp vor Mitternacht konnte er dort sein – und das bei einem Fluß voller Treibholz!!


Buschschule
Ich nahm in der nahe gelegenen Franziskuskapelle an der Abendandacht teil, welche von der dortigen Jugendgruppe organisiert wurde und ging danach noch einmal ans Ufer und sah einen Laster, der soeben übersetzte und auf der anderen Seite mit einem heftigen Plumps von der Fähre abrutschte. Ein anderer Laster musste ihn noch ein Stück hochziehen. Danach hörte man zunächst gar nichts, weil die Fahrer zuerst einmal zu Abend aßen.

Ich kehrte in die Kapelle zurück, hängte meine Hängematte auf und habe dann gut geschlafen; es war ein notwendiges Auftanken. Denn heute schon mußte ich den Kurs für meine Katecheten beginnen, auf deren Mitarbeit ich doch so stark angewiesen bin: Die Arbeit geht weiter, Ferien sind erst für den Himmel angesagt!


zurück    Kontakt : Startseite : Drucken   Seitenanfang