P. Herbert Douteil CSSp
Jesus-Schriftzug am Flussufer
Diözese Cruzeiro do Sul / Brasilien

Missionsarbeit am Oberlauf des Amazonas

Keine sehr gute Nachricht - oder doch? Lest und urteilt selbst!
Cruzeiro do Sul, 13.02.2019

Meine Lieben alle daheim, Euch eine herzlichen Gruß in der Hoffnung, dass es Euch in den letzten Tagen besser ging als mir … Lasst mich der Reihe nach erzählen: Als ich am Freitagabend kurz vor 10 Uhr mich hinlegen wollte und das Bett bereitet hatte, wurde ich plötzlich ohnmächtig und fiel wie ein leerer Sack auf die Erde und blieb dort für eine gewisse Zeit liegen - wie lange, weiß ich nicht, da ich kein Licht anzünden und deshalb auch die Uhr nicht ablesen konnte. - Ich lag also auf dem blanken, harten Steinboden auf dem Rücken, keine Decke über oder unter mir, konnte mich weder drehen oder wenden noch sonst meine Lage verändern …. Stunde um Stunde verging - wie sollte ich die Mitbrüder informieren, wie sollten sie mich finden?

Als gegen 5:00 die Hähne krähten, schob ich mich unter Aufbietung aller Kraft Zentimeter für Zentimeter in die Nähe des Telefons, das ich auch erreichte, unter den zuletzt angerufenen Nummern fand ich auch die unseres Obern Inacio, der auch gleich kam, mir half, mich umzukleiden, und rief den Krankenwagen. Da ich nicht die Treppe hinuntergehen konnte, legte man mich auf die Tragbahre und dann in den Krankenwagen; nun war ich gespannt auf den Transport, um ihn mit dem in Rio de Janeiro im Jahre 1994 zu vergleichen, als ich angeschossen worden war; damals ging es den Abhang von Santa Teresa hinunter auf einer grob gepflasterten Straße, der Wagen war sehr alt, hatte praktisch keine Stoßdämpfer mehr - hier ging es in einem relativ noch neuen Wagen direkt auf ebenem Weg zum Hospital, doch merkte man hier jedes einzelne Loch und jede Unebenheit, weil der Luftdruck offenbar viel zu hoch war und auch die Stoßdämpfer schon aufgebraucht waren … Schließlich kamen wir aber doch nach qualvollen 20 Minuten zum Hospital, ich wurde aufgenommen und untersucht; zunächst, ob ich Lähmungserscheinungen hätte - alles funktionierte normal; auch das Liegen auf dem nackten Boden hatte keine Lungenentzündung gebracht…. mein Geburtsdatum 24.08.1935 und die Namen der Eltern konnte ich sogleich angeben: es wurde eine übrigens ausgezeichnete Tomographie des Kopfes gemacht, die Lunge wurde geröntgt, das Blut und der Urin wurden untersucht - der Blutdruck von zunächst 90 : 60 normalisierte sich bald auf 125 : 75, und die Temperatur waren mit zunächst 37,6°C und dann 36,7 °C normal.

Als ich aber auf die Tomographie wartete, begann mein linker Fuß zu schmerzen und das Bein zu tanzen - was mochte das sein? Später stellte sich heraus, dass dies wohl der Grund des Zusammenbruches gewesen war, nämlich eine wieder aufbrechende Erysipel (= Wundrose), die ich schon einmal im Jahre 1995 gehabt und die mich damals mit knapp 41°C Fieber fast an den Rand des Grabes, das Hospital damals aber in den Besitz von fast 70 fast neuen Krankenhausbetten aus den USA gebracht hatte - ob sich außer mir und der Schwestern, die damals die Betten besorgt hatten, noch an die Geschichte, die ich im letzten Buch „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ beschrieben hatte, erinnert?

Besuch der Gebetsgruppe

Besuch der Gebetsgruppe

Gottesdienstbesucher

Gottesdienstbesucher

Ich bekam die notwendigen Medikamente, ein eigenes Einzelzimmer und am ersten Tag wie auch am zweiten und dem dritten Tag jeweils eine große Zahl von Besuchern; vom Essen kann ich nicht viel schreiben, weil es mehr als knapp war - doch für mich genügend, das Bett war zwar fürchterlich, aber viel besser als das Liegen auf dem blanken Boden - ich kam zur Ruhe, in der Nacht blieb jemand bei mir - es fehlte mir außer der Gesundheit wirklich nichts. - Am Sonntag hatte ich die Freude, dass eine der Kommunionhelferinnen für die Krankenkommunion mir die Kommunion brachte, als ich eine Gruppe von Schwestern zu Besuch hatte, die eifrig mitsangen - eine schöne kleine Feier, die die Laien auch immer bei ihren Krankenbesuchen hier halten.

Wieder blieb einer der Laien bei mir - am Montag sah ich endlich die Ärztin, die mich aufgenommen, aber sich nicht einmal vorgestellt hatte - sie stellte fest, dass man im Krankenhaus nichts mehr für mich tun konnte und entließ mich nach Hause, obwohl ich allein keinen Schritt gehen konnte. Unser Oberer holte mich ab und brachte mich nach Hause, wo ich mein erste Zimmer wieder einzog - es ist ein Doppelzimmer, so dass ich in dem einen, eine andere Person in dem anderen schlafen kann; wenn es nötig ist, kann ich ein Schellenzeichen geben und dann in die Toilette gebracht werden. Unser Oberer und unser Aspirant Joalisson wechselten sich ab - es fehle also nichts. Gestern kam unser Hausarzt, überprüfte die Medikamente und gab eines gegen die Erysipelis und zeigte sich auch zufrieden über den Rückgang des Fiebers im Bein durch die kalten Kompressen, die wir gemacht hatten.

Erste Mails können bereits beantwortet werden.

Erste Mails werden wieder beantwortet.

Am heutigen Mittwoch kam Stefan und richtete mir einen Internetzugang für meinen Computer hier auf meinem Zimmer ein, so dass ich die angekommenen Botschaften lesen und z.T. schon beantworten konnte; das gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht, weil die Finger nicht an die neue Entfernung von der Tastatur gewöhnt sind und auch nicht recht gehorchen wollen und ich deshalb fast unendlich viele Tippfehler mache.

Meine Lieben, weil ich inzwischen auch müde geworden bin, will ich hier abbrechen, ich melde mich wieder, wenn es besser geworden ist - es wird nicht mehr lange dauern, hoffe ich mit Euch und allen so vielen Freunden, die mich schon besuchten und für mich beten - schließen wir uns in diesem Anliegen zusammen - ich danke Euch sehr, sehr herzlich!!